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Viagra und Co.: Was Mann über Potenzmittel wissen muss


Bild: Christophe Gateau/dpa/dpa-tmn

Die Wirkung soll angeblich auch bei Schnittblumen eintreten. Sie sollen länger stehen, wenn man den Wirkstoff Sildenafil - besser bekannt unter dem Handelsnamen Viagra - ins Wasser gibt. 

Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil: So heißen weitere Wirkstoffe, die dem Penis beim Sex mehr Standhaftigkeit bescheren. Was können Potenzmittel, was darf man nicht von ihnen erwarten, was ist bei der Einnahme wichtig? Ein Überblick. 

Wie wirken Mittel gegen Erektionsstörungen? 

Die gute Nachricht zuerst: Wenn der Penis mal nicht mitspielt, obwohl die Stimmung gut und die Lust groß ist, kann Sildenafil tatsächlich für mehr Standfestigkeit und Durchhaltekraft sorgen. «Dieses Medikament hilft bei einer "erektilen Dysfunktion"», sagt der Urologe Prof. Christian Wülfing. Die liegt vor, wenn Männer die für befriedigenden Sex notwendige Erektion nicht erreichen oder nicht lange genug aufrechterhalten können. 

Sildenafil, aber auch die anderen genannten Wirkstoffe gehören zur Gruppe der sogenannten PDE-5-Hemmer. Sie blockieren dieses Enzym und fördern somit die Durchblutung. Sie bewirken also, dass mehr Blut in die Blutgefäße des Penis fließen kann - er wird steif. 

Eines können Viagra und Co allerdings nicht: die Liebeslust anschieben. «Diese Mittel sorgen für keine Libido-Veränderung», sagt Christian Wülfing und verdeutlicht das am Beispiel einer Glühbirne. «Dann brennt die Birne auch nur, wenn Sie einen Lichtschalter betätigen. Das heißt, Sie müssen schon einen Reiz haben - ob einen schönen Körper, einen Duft oder eine bestimmte Fantasie», so der Chefarzt der Urologie der Asklepios-Klinik in Hamburg.

Die Flensburger Sexualtherapeutin Ann-Marlene Henning weiß, dass viele Männer noch immer falsche Hoffnungen mit Viagra und Co. verbinden: «Die denken, sie werfen eine Tablette ein und es geht los», sagt sie. Wenn man aber eine Pille nimmt und gelangweilt vor dem Fernseher sitzt, «dann passiert eben auch genau nichts», sagt Christian Wülfing. Und er räumt einen weiteren Mythos aus der Welt: Anders als viele glauben, sorgt die blaue Pille nicht für eine Dauererektion. 

Warum nehmen Erektionsprobleme im Alter zu? 

Ab etwa 60 Jahren geht es bei vielen los: Dass vor allem Ältere Potenzmittel benötigen, um befriedigenden Sex haben zu können, hängt oft mit bestimmten gesundheitlichen Probleme zusammen, die sich im Alter zeigen. So können Durchblutungsstörungen, Diabetes mit Gefäßschäden oder Arteriosklerose für eine erektile Dysfunktion verantwortlich sein.

Viagra und Co. gibt es nur auf Rezept. Wer also mit dem Gedanken spielt, sich von Arzt oder Ärztin ein Potenzmittel verschreiben zu lassen, sollte lieber auch einen Termin beim Kardiologen oder der Kardiologin ausmachen, wie Wülfing rät. Eine erektile Dysfunktion sei nämlich «das Frühwarnsystem für einen Herzinfarkt». Sie kann ein Anzeichen dafür sein, dass sich Blutgefäße verkalken. «Und das fängt unten eher an als beim Herzen.»

Welche Rolle spielt der Druck, den man sich beim Sex macht? 

Das mit dem Wollen ist beim Sex so eine Sache: Spätestens, wenn Mann die ersten Misserfolge im Bett hatte, setzt oft ein Teufelskreis ein. Betroffene machen sich so viel Druck, dass der Penis erst recht nicht steif werden will. «Mit der Psyche kann man jede Erektion killen», sagt die Sexologin und Autorin Henning. 

Wer schon mit dem Gedanken «Hoffentlich klappt es dieses Mal» in den Sex startet, schaltet automatisch in den Notmodus. «Dann hält man instinktiv die Luft an und spannt den Beckenboden an. Das ist aber so, als ob Sie einen Gartenschlauch umknicken, weil dadurch wichtige Gefäße, die Blut in den Penis führen, abgeklemmt sind», sagt Ann-Marlene Henning. 

Was also kann man tun, damit man sich beim Sex mental nicht zu sehr versteift - und sich dann untenrum gar nichts mehr versteift? Oder man vielleicht schon einmal Potenzmittel ohne Erfolg ausprobiert hat? «Erst mal sollte jeder Mann mehr über den eigenen Körper wissen», sagt Ann-Marlene Henning. Beckenbodentraining, bewusste Atmung und Masturbation helfen, beim Sex im entscheidenden Moment loslassen zu können. 

Auch sollte Männern bewusst sein, dass ein erigierter Penis nicht kontinuierlich steif sei. «Da findet Klappenarbeit der Ventile statt, daher wird die Erektion immer mal wieder etwas weniger und wieder mehr», sagt die Expertin. Das Problem: «Wenn jemand über 60 ist – die gute Durchblutung schon altersgemäß nachgelassen hat – fällt dieses Phänomen eher auf.» Auch das kann Startpunkt für einen Teufelskreis sein. Wenn Potenzmittel keine Wirkung zeigen, ist es womöglich der Kopf, der Stimulation und Lust killt. 

Wie komme ich an die Medikamente? 

Auch wenn es schwerfällt: Christian Wülfing rät dazu, bei Potenzproblemen offen mit dem Arzt zu sprechen, statt das Mittel aus unseriösen Quellen aus dem Internet zu besorgen - und dort mitunter an Fälschungen zu geraten. 

Wer zu große Scham besitzt, könnte alternativ auch eine seriöse telemedizinische Plattform mit einer Videosprechstunde wählen und sich das Medikament unauffällig über eine Versandapotheke zuschicken lassen. Bezahlen muss man übrigens immer selbst, die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Potenzmittel nicht.

Für wen sind die Potenzmittel nichts? 

Es gibt Männer, für die diese Medikamente nicht infrage kommen: etwa nach bestimmten Operationen wie bei Prostatakrebs, einem Enddarm-Karzinom oder zum Teil auch bei Bestrahlungen, die die Nerven schädigen. Um das Glühbirnen-Bild von Urologie-Professor Wülfing zu bemühen: «Der Strom muss fließen. Wenn die Kabel durch sind, dann kann auch die Glühbirne nicht mehr brennen.»

Die Gruppe jener, die die Medikamente aufgrund gesundheitlicher Risiken nicht nehmen dürfen, ist übrigens überschaubar: «Bei Medikamenten mit der Wirkstoffgruppe der Nitrate, die bei speziellen Herzproblemen verabreicht werden, sollte man sie aufgrund von Wechselwirkungen nicht verordnen», sagt Christian Wülfing. 

Die Ansage, Viagra wäre grundsätzlich bei Bluthochdruck oder Herzerkrankungen gefährlich, sei Quatsch. «Für die allermeisten ist das wirklich unkritisch. Wenn sie in der Lage sind, einen Sexakt kräftemäßig zu gestalten und sich fit fühlen, warum sollten sie dann nicht ihre Lebensqualität mit Sexualität verbessern?», sagt Christian Wülfing.

Nebenwirkungen sind dem Urologen zufolge eher nicht zu befürchten: «Die meisten Männer vertragen es absolut gut. Selten kommt es mal zu Kopfschmerzen oder einer verstopften Nase.»

Wann sollte ich das Mittel einnehmen? Und wie lange wirkt's?

Als grobe Faustregel gilt: eine Stunde vor dem Sex. «Das ist natürlich von Mann zu Mann unterschiedlich», sagt Christian Wülfing. «Mal wirkt es nach 30 Minuten, mal nach 90.»

Und dann kommt es noch auf die ganz individuellen Pläne und Vorlieben an, die auch bestimmen, welcher Wirkstoff der richtige ist. «Es gibt Männer, die haben immer sehr regelmäßig zum ähnlichen Zeitpunkt Sex. Dann ist Viagra die richtige Wahl - mit einer Wirkung von etwa drei Stunden», sagt der Experte. 

Wer es jedoch spontan mag und allzeit bereit sein möchte, der sollte einen Wirkstoff wählen, der eine längere Wirkung hat: also etwa Tadalafil, das bis zu drei Tage eine Erektion optimieren kann. 

Nach oben sind übrigens keine Grenzen gesetzt: «Je nach Dosierung können Sie Viagra jeden Tag nehmen. Auch schon nach ein paar Stunden, wenn die Wirkung weg ist», sagt Wülfing. Bei allen Mitteln jedoch gilt: niemals die angegebene Maximaldosis überschreiten.

Übrigens: Der Urologe ist überzeugt, dass Potenzmittel selbst dann eine Wirkung haben könnten, wenn sie ohne Wirkstoff, also quasi als Placebo, eingenommen würden. «Es gibt Männer, die sich mit der Pille einfach sicherer fühlen. Da klappt es schon nach zehn Minuten - und hätte vermutlich auch ohne funktioniert, wenn der Kopf nicht dazwischenfunken würde.»


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(13.12.2024)


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